Hexenkessel
27.05.2017 | Oordegem | IFAM
Oordegem ist ein kleiner belgischer Stadtteil, zwischen Gent und Brüssel gelegen. Es darf als europäisches Leichtathletik-Mekka bezeichnet werden. Das erklärte Ziel des IFAM outdoor ist es, Athleten durch hochkarätige Felder die
Möglichkeit zu geben, nationale und internationale Normen zu unterbieten oder die eigene Bestleistung zu steigern. Obwohl keine Preisgelder gezahlt werden, pilgert die europäische Elite und auch afrikanische Cracks des Mittel-,
Langstrecken- und Hindernislaufs Jahr für Jahr zum IFAM.
Im Putbosstadion herrschte bis in die Nacht hinein eine dichte und fiebrige Atmosphäre. Jedes Rennen hat Pacemaker und es wird in homogenen Leistungsklassen nach Meldezeiten gestartet, so dass vom Start weg auf die Tube gedrückt wird und
sich ein Hauen und Stechen entwickelt. Gleichzeitig ist das Miteinander im Stadion fast schon familiär. Trainer und Fans stehen direkt an der Laufbahn, um Zeiten anzusagen, Instruktionen zu geben und anzufeuern, was das Stadion zum
Hexenkessel macht. Kein Athlet, der nicht von der Atmosphäre angesteckt wird.
Amanal hat neulich bei den deutschen Meisterschaften über 10000m, als er Meister in der U23 und Vizemeister in der Hauptklasse wurde, sein erstes Saisonziel schon abgehakt, nämlich die EM-Norm U23 zu erfüllen. Der Wunsch für Oordegem war
es, mit der gewonnenen Lockerheit und dem gestärkten Selbstbewusstsein möglichst ebenfalls über 5000m die Norm von 14:04 zu nehmen. Es waren gleich 60 Läufer mit Meldezeiten unter 14:00 gemeldet, davon neben Amanal fünf Athleten aus
Deutschland und mit Richard Ringer und Florian Orth zwei Olympiateilnehmer von Rio. Keine deutsche Meisterschaft bietet eine solche Qualität. Infolgedessen wurde Amanal, der auf dem 28. Platz der Meldeliste stand, wie befürchtet "nur" in
den B-Lauf eingeteilt. Diesen scheinbaren Nachteil nutzte er für sich, machte taktisch alles richtig, schwamm immer an der fünften Stelle mit und sparte so wertvolle Körner. Auf den letzten 200m bewies er neue Spurtqualitäten, als er an
den Konkurrenten vorbeizog und in neuer persönlicher Bestzeit von 13:37.20 siegte.
Für den Höhepunkt der Bahnsaison, die EM U23 in Bydgoszcz in Polen vom 13. bis 16.07. hat er nun eine zweite Option gewonnen. Trainer Thomas Heidbreder war sehr zufrieden mit der Leistung seines Schützlings: „Alle Erwartungen erfüllt,
besser geht es nicht!“. Notiz am Rande: Amanal lag am Ende drei Zehntel vor U23-Konkurrent Julien Wanders aus der Schweiz, der im A-Lauf lief und vor kurzem noch in Spanien über 10000m vorne war. Im ersten Lauf des Abends überzeugte
übrigens Deutschlands derzeitig bester Bahnlangstreckenläufer Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) in 13:20.05, der damit die WM-Norm für London erfüllte.
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