Deutscher Rekord
06.12.2020 | Valencia | Marathon
Beim Marathon in Valencia lief Amanal Petros überraschend in 2:07:18 einen neuen deutschen Rekord. Der Wattenscheider legte die 42,195km in einem durchschnittlichen Tempo von 3:01 pro Kilometer zurück. Von Beginn an ging er das Rennen in Valencia forsch an und benötigte für die erste Hälfte nur 1:03:09, seine bislang drittschnellste Zeit auf der Halbmarathon-Strecke. Im Januar in Barcelona konnte Amanal beim erfolglosen Versuch, den deutschen Rekord über die Halbmarathon-Distanz zu unterbieten, zum Schluss das hohe Temo nicht mehr halten (s.u.). Diesmal machte er es besser und verlor auf der zweiten Rennhälfte nur eine Minute. Dies reichte sicher, um eine Minute und 15 Sekunden unter dem alten deutschen Rekord von 2:08:33 zu bleiben, aufgestellt im Jahr 2015 von Arne Gabius. In einem Weltklassefeld wurde Amanal 16. und war damit viertbester Europäer. Vier der fünf besten europäischen Marathon-Resultate in diesem Jahr wurden in Valencia erzielt. Den Marathon gewann der Kenianer Evans Chebet in 2:03:00. Der Spanier Ayad Lamdassem war in 2:06:35 als Zwölfter bester Europäer.
Das Sportjahr von Amanal war bis zum heutigen Tag als verkorkst zu bewerten. Olympia wurde coronabedingt abgesagt. Die Enttäuschung ging tief, Amanal hatte im Frühling einen motivationalen Durchhänger und trainierte wochenlang kaum. Die deutschen Meisterschaften über 5000m wurden ein Fiasko. Obgleich als Favorit angereist, wurde er abgeschlagen nur Zehnter. Die Halbmarathon-WM in Gdynia/Polen sollte ersatzweise der Saisonhöhepunkt sein. Amanal war zwar wieder in Form, erwischte jedoch einen rabenschwarzen Tag, stürzte zu Beginn des Rennens und blieb in 65:22 weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Welches Potential er hat, deuteten seine Trainingswerte durchaus schon länger an. Von dem Rückschlag in Polen ließ er sich nicht beirren, sondern bereitete sich konzentriert im November für vier Wochen im Höhentrainingslager in Kenia auf den Marathon vor. Er trainierte dort häufig zusammen mit dem Schweizer Topläufer Julien Wanders, der in Valencia in 59:54 Achter über die Halbmarathon-Distanz wurde. Co-Trainer Thomas Heidbreder kommentierte: "Kenia tut ihm immer gut."
Dass eine Sensation möglich ist, ahnte Thomas Heidbreder, der das Rennen im Livestream verfolgte, schon früh: "Nach dem Jahr war ich ganz schön angespannt. Aber es war eine andere Körpersprache, die Amanal schon auf den ersten Kilometern in Valencia zeigte." Amanal rang nach dem Zieleinlauf nach Worten: "Ich bin selber überrascht. Das war nicht meine Plan. Ich hatte Glück und bis Kilometer 35 einen super Pace-Maker. Nach dem enttäuschenden Jahr bin ich sprachlos." Er erzählte, dass er sich eigentlich der Gruppe zuordnen wollte, die auf 2:10 angeht. Allerdings habe er sich dem falschen Pace-Maker zugeordnet. Als er es nach sechs Kilometern bemerkte, sei er nur kurz verunsichert gewesen. Er habe sich umgedreht, doch da sei niemand gewesen. tracking Er habe sich so gut gefühlt, dass er spontan beschlossen habe, in der Gruppe zu bleiben. Den gesamten weiteren Rennverlauf habe er sich stark gefühlt, das Tempo durchstehen zu können. Auf die Frage, was er heute noch machen will, antwortete er: "Ich gehe jetzt feiern."
Auch Marathon-Neuling Richard Ringer (LC Rehlingen) schaffte die Olympia-Norm von 2:11:30. Er lief mit dem Ziel, unter 2:10 zu bleiben, zügig an (1:04:36). Am Schluss wurde es für ihn hart, doch die Endzeit von 2:10:59 reichte. Philipp Pflieger (LT Haspa Marathon Hamburg) verpasste die Norm zwar knapp, lief aber in 2:12:15 neuen persönlichen Rekord. Die Zwillinge Deborah und Rabea Schöneberg (LG Nord Berlin) hatten doppelten Grund, sich zu freuen. Beide erfüllte in 2:26:55 resp. 2:28:42 die Olympia-Norm.
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