Kleine Sensation
06.07.2019 | London | Europacup
Nach dem Coup von Richard Ringer vom letzten Jahr, als dieser im Stadion am Parliament Hill von London gewann, hat es ihm Amanal dieses Jahr fast gleichgetan. Als krasser Außenseiter lief er ein couragiertes Rennen und pulversierte seine
Bestzeit über 10000m um 36 Sekunden auf 27:52. Nur der Italiener Yemaneberhan Crippa, Bronzemedaillengewinner über dieselbe Strecke der letztjährigen EM, überquerte die Ziellinie drei Sekunden vor Amanal (27:49). Als Dritter finishte der
Britte B. Connor in 27:57. Auch Sebastian Hendel (LG Vogtland) als zweiter Deutscher nutzte die idealen Bedingungen und lief in einem klugen Rennen als Elfter zu einer PB von 28:18. Das deutsche Team, welches durch Simon Boch (LG Telis
Finanz Regensburg, 24., 28:53) komplettiert wurde, belegte den hervorragenden dritten Rang.
Zum Rennverlauf: Bis zur Rennhälfte - Durchgangszeit 14:04 - war das Tempo eher zurückhaltend, sodass das Feld geschlossen blieb. Amanal war konzentriert und schwamm mitten im Feld mit: "Statt auf die Zeit habe ich nur auf meine Position
geachtet." Nach 6500m gingen die Pacer aus dem Rennen. Die Spitzengruppe bestand zu diesem Zeitpunkt noch aus zehn Athleten. Ab dann liefen Crippa und der Belgier Soufiane Bouchikhi, der als Vierter einlief, vorweg und forcierten das
Tempo. Kurze Zeit später hatte sich die beiden Führenden einige Meter abgesetzt. Amanal befand sich in der Verfolgergruppe aus noch fünf Läufern. Bei ungefähr 8000m erhöhte Amanal das Tempo und schaffte schnell den Anschluss. Auch Connor
ging mit. Zwei Runden vor Schluss setzten sich Crippa und Amanal ab. 300m vor dem Ziel attackierte der Wattenscheider sogar und lag kurzeitig vorne, doch der für seine Endschnelligkeit bekannte Italiener konterte auf der Schlussgeraden.
Das Ergebnis in London darf ohne falsche Bescheidenheit als bislang größter Erfolg von Amanal gewürdigt werden und ist deutlich höher als seine Silbermedaille bei der EM U23 über dieselbe Strecke einzuordnen. Mit der neuen Bestzeit
platziert er sich auf Platz 13 der ewigen deutschen Bestenliste. In der aktuellen europäischen Bestenliste sprang er von Platz 20 auf 3, hinter dem Schweizer Julian Wanders (27:44), Europarekordler über 10km Straße, und dem Italiener
Crippa. Amanal hat die Norm für die WM in Doha nur um 12 Sekunden verfehlt, was aufgrund des eher langsamen Tempos in der ersten Rennhälfte, besonders beeindruckend ist. Dass er nun auch den Westfalen-Rekord innehat, ist da bloß eine
erfreuliche Nebennote. Der vorherige Rekordhalter war übrigens Europameister Jan Fitschen, dessen Bestzeit, Amanal um 10 Sekunden unterbot.
Amanal kommentierte seine Leistung spontan mit: "Ja, endlich geschafft! Ich bin happy.", sowohl als Ausdruck der Freude als auch der Erleichterung. Die Trainingswerte hatten zuletzt darauf hingewiesen, dass er mehr kann, als er in
Stockholm beim Diamond League Meeting gezeigt hatte. Die zweite Hälfte des Rennens in London lief Amanal in 13:48, was nur 14 Sekunden über seiner Bestzeit über 5000m liegt. Am 20.07. will er über diese Distanz in Heusden in Belgien
antreten, auch um die WM-Norm anzugreifen. Es bleibt spannend im WM-Jahr.
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